Reichtum, Reichtum über alles, über alles in der Welt ...


Gibt es wirklich eine Diskussion über die Funktion des Reichtums. Oder überläßt man das jenen, die seine Totalbesteuerung fordern?

Uns leuchtet Vieles ein. Dass es mit dem Klima nicht mehr so weitergehen kann. Taten? Immer noch Mangelware. Dann stellen wir fest, bei der Digitalisierung praktisch alles verschlafen zu haben, was bereits möglich gewesen wäre. Ja und dann ist da die Rede von der Spaltung der Gesellschaft. Ein besonderes Thema. „Die Reichen heben ab“? Nein, sie werden abgehoben. Zumindest in diesen Jahren.

Eine Zwangslage lässt sie abheben:

Damit die Armen in Italien und anderen Süd-EU Ländern nicht revoltieren, weil eigentlich schmerzhafte Reformen anstünden, die man aber aus Revolutions-Angst nicht anschiebt, müssen die Zinsen runter. Und damit die runter gehen muss ein EZB-Anleihekaufprogramm gigantischen Ausmaßes angekurbelt werden. Und das Geld fließt dann in zwei Kanäle: in die Staatshaushalte der Problem-Staaten, die nicht in der Lage sind, die notwendigen Steuern bei ihren Bürgern einzutreiben. Und zu jenen betuchteren EU-Bürgern, die Aktien und Immobilien kaufen können, denn die steigen, wenn der Zins bei 0 ist. O Circulus diabolicus. (Ich freue mich über jeden, der mir dieses Ableitung widerlegen kann).

Wie lief das bei den Römern: Die Revolutionszeit und die Bürgerkriege

„Die Republik geriet seit der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. in eine innenpolitische Krise, die schließlich in die Epoche der Bürgerkriege mündete und mit dem Untergang der bisherigen Staatsform enden sollte. Hintergrund war zunächst der Ruf nach Reformen, vor allem im Agrarbereich. Die Römer pflegten einen Teil des im Krieg eroberten Landes in Staatsbesitz zu überführen und bedürftigen Bürgern zur Nutzung zu überlassen. Um Aneignung großer Agrargüter in den Händen einiger weniger zu vermeiden, war der Landbesitz offiziell auf 500 iugera ( ca. 125 ha) beschränkt worden. Dieses Gesetz konnte jedoch nicht durchgesetzt werden. Wohlhabende Bürger legten sich riesige Landgüter zu“.

Dann versuchten es Gracchen mit Reformen und scheiterten: "Tiberius Gracchus wurde ermordet, sein Bruder Gaius sah keinen Ausweg und nahm sich 121 v. Chr. das Leben. Straßenkämpfe und politische Morde standen an der Tagesordnung. Das alles endete mit dem Untergang der Republik und dem Entstehen der Kaiserherrschaft mit einzelnen republikanischen Elementen“. (Wikipedia)

Reichtum ohne Funktion …

Hannah Ahrendt sagte über die Quellen des Antisemitismus im 19. Jahrhundert, die Juden hatten die Rolle als Staatsbankiers (durch das Steuerwesen) verloren und nun sei ihr Reichtum (gesellschaftlich) funktionslos erschienen. Und funktionsloser Reichtum habe Aggressionen auf sich gezogen.

Ist funktionslos wahrgenommener Reichtum unser Problem?

Vielleicht ja. Was ist denn die Funktion des Reichtums? Ja, Eigentum verpflichtet! Und was weiter? Das wars dann. Die nächste blendende Idee, 90% Steuern von den Reichen verlangen. A Propos: wie ist Reichtum definiert? Hier stock ich schon ...

Als die Arbeitslosigkeit im Lande überbordend war

Im September 2004, höchste Arbeitslosigkeit, kam Die Zeit zu einer umwerfenden Erkenntnis: „Selfmade-Menschen bringen es selten zu Reichtum. Schon gar nicht heute“. Und noch so ein markiger Satz, „wo Vermögen ungleich verteilt sind ist Chancengleichheit unmöglich“. Nur: die USA, der Innovationsmotor der Welt seit dem 1. Weltkrieg, kannten und kennen eine extreme Ungleich- Verteilung von Vermögen. Wie passt das zusammen?! Das war die deutsche Denke zu den „Hoch“-Zeiten der Arbeitslosigkeit und das "Vertrauen" in die Zukunft.

Die Funktion des Reichtums zu aktivieren, nicht seine Besteuerung ist die erste Herausforderung

Erich Kästner formulierte 1930 (!) in Gedichtform eine Ansprache an die Millionäre (Auszug):

Ihr sollt ja gar nicht aus Güte handeln!
Ihr seid nicht gut. Und auch sie sind’s nicht.
Nicht euch, aber die Welt zu verwandeln,
ist eure Pflicht!

Der Mensch ist schlecht. Er bleibt es künftig.
Ihr sollt euch keine Flügel anheften.
Ihr sollt nicht gut sein, sondern vernünftig.
Wir sprechen von Geschäften.

Ihr helft, wenn ihr halft, nicht etwa nur ihnen.
Man kann sich, auch wenn man gibt, beschenken.
Die Welt verbessern und dran verdienen –
das lohnt, drüber nachzudenken.

Macht Steppen fruchtbar. Befehlt. Legt Gleise.
Organisiert den Umbau der Welt!
Ach, gäbe es nur ein Dutzend Weise
mit sehr viel Geld…

Ja eine Handvoll gibt es sicher, die SAP-Gründer oder Frau Kladden.

Funktion: Motor der Wirtschaft, Perspektivengeber für die Jugend !

Eine wichtige Funktion der Reichen, des Reichtums kann doch nur sein: eben diesen Selfmade-Menschen und allen jenen, die ernsthafte und gute Ideen habe, zu besten Konditionen das Startkapital vorzuschießen, um Pläne realisieren zu können. Unternehmertum zu fördern, für das die Erben selbst den Biss verloren haben. Sollen Sie gerne ihren Kaviar kauen, dafür reicht der Biss ja noch, wenn Sie anderen im großen Stile mit ihren üppigen Mitteln und Wissen den Weg in die Unternehmerschaft ebnen würden, die dann wieder zu ergiebigen Perspektiven für neue Generationen und damit auch Arbeitsplätzen führen könnten.

Wie schrieb ein vom Promotionsjahr in den USA zurückgekehrter Student in der Süddeutschen Zeitung: „...dort können vor allem Europäer und Asiaten die eigene, zu Hause nicht bezahlte Forschung vorantreiben…“. Ja warum nur dort? Weil Risikokapital in der EU und in Deutschland immer noch ein Fremdwort ist.

Mithelfen dies zu ändern, darin sehe ich die Hauptfunktion des Reichtums. Dieser Reichtum kam und kommt ja aus dem Wissensfundus dieses Landes der zu Geschäftsideen geworden ist, jedenfalls in der Vergangenheit. Dies auch heute wieder sicher zu stellen, dafür muss heutiger Reichtum besonders sorgen.

Der Lohn wäre riesig: eine neue Akzeptanz in der Gesellschaft. Ist das nichts wert?

Aber es ist auch wahr: Nur Not bringt Veränderung nicht Einsicht. Kann es nicht einmal anders rum sein?

Dr. Johannes Rauter 07.03.2021