Die Aktienrente- wow!


Die Lösung des demographischen Risikos in der Rente oder bloß Augenauswischerei? Eher dieses, meine ich

Das kling so, als ob wir jetzt eine nennenswerte Säule für unser Renten System bekämen, wie in der Schweiz. Oder vielleicht doch nicht? Ach so, das soll nur dazu dienen, die Beitragserhöhung um einen Prozentpunkt abzusenken, schon 2038!

Ja eine kapitalgedeckte Rentensäule ist möglich

Die Schweiz macht es vor. Allerdings nur zum geringen Teil mit Aktien, davon redet unsre schnelllebige Presse auch nicht! Das ist die zweite Schweizer Rentensäule neben der ersten (Umlagesystem) und der dritten, das ist freiwilliges Zusatzsparen, wobei die Beiträge steuerlich absetzbar sind. Allerdings hat sie zu diesem Zwecke seit 1972 in weiser Voraussicht für diese zweite kapitalgedeckte Säule mit dem Ansparen begonnen. Und hat so je Rentenbezieher ein Kapital von 470 000 CHF zur Verfügung. Da die Schweiz ca. 842 000 Rentenbezieher heute hat, ist das ein Gesamtkapital von stattlichen 396 Milliarden CH F. Ja 1972, da war Willy Brandt so mit der Ostpolitik beschäftigt, dass er keine Zeit für das künftige Rentenproblem hatte. Für alle Rentner und Rentenanwärter beträgt in der Schweiz das derzeitige Kapital sogar eine knappe Billion CHF.

Wie hoch müsste für ein vergleichbares System der Kapitalstock hier sein?

Für 22 Millionen Rentner im Lande ca. 10 340 Milliarden. Also 10,3 Billionen. Oder anders ausgedrückt 2,7-mal das aktuelle deutsche Bruttoinlandsprodukt. Fazit: völlig unmöglich.

Es sei denn, die Deutschen würden ihr Geldvermögen, das ja angeblich lt. Statista 2022 7,5 Billionen betrage, zu einem nennenswerten Teil so einem Rentenfonds zur Verfügung stellen. Und damit wirklich selber das wichtigste Zukunftsbedürfnis abdecken. Indirekt geschieht das zum Teil, da kein Rentner, der fröhliche Kreuzfahrten macht, dass alleine aus einer BfA Rente bestreiten könnte. Er greift auf eigene Kapitalerträge zu oder löst Vermögen auf. Aber jene 27 %, die lt. Handelsblatt vom 08.02.2018 angeblich „nichts“ gespart haben. Die sind dann wirklich arm.

Die Besonderheit des Lindner Modells

Es wird nicht angespart über z.B. einen Rentensoli, nein man macht dazu 15 Jahre Lang p.a. 10 Mrd. an neuen Schulden bis man dann mickrige 150 Milliarden € als Kapitalstock hat. Mickrig, angesichts der wirklich erforderlichen Summen. Und dann haben noch schlaue Leute ausgerechnet, eigentlich bräuchte es 220 Mrd. € um den Beitragssatz nur um einen Punkt nach unten zu bewegen. Lindner muss zudem von den erhofften Kapitalerträgen die Zinsen für deren Finanzierung ja noch abziehen! Also hat er realistisch maximal 4% Rendite zu erwarten. Also stünde 2038 nur ein Kapitalstock von 150 Mrd. zu Verfügung mit einer Nettorendite von 4%, macht 6 Mrd.€. Der Soli hat vor der Absenkung 2020 noch 18 Mrd. gebracht. Sogar nach der Absenkung noch 11 Milliarden lt. Statista und das heute und nicht erst in 15 Jahren. Also wäre es doch viel vernünftiger, für unser großen Aufgaben den Soli stehen zu lassen und nicht juristische Scheingefechte zu führen, dass die Neuen Bundesländer jetzt ja ausreichend finanziert worden seien. Und nicht mal diese Umsteuerung bringen unsere Demokratischen Organe zustande. Welch Armutszeugnis.

Demokratie am Ende?

In Frankreich dem Vaterland der Demokratie, Mutterland ist wohl eher das Vereinigte Königreich, wehrt man sich mit Händen und Füßen gegen die Erhöhung des Renteneintrittsalters. Gegen jede demographische Vernunft. Abgeschwächt ist das auch hierzulande so. Sind denn Demokratien nicht mehr in der Lage Krisen zu bewältigen. Es sieht so aus.

Alles ein Fake? Ja, so wie es beschrieben wird!! Eine Flucht in Scheinlösungen!

In der Schweiz trägt heute die Aktienente zu ca. 42 % zur Gesamtrente bei. Lindners Projekt bestenfalls 1,5% 2038, was soll das?

Aktienrente soll laut Lindner massiv ausgebaut werden (Handelsblatt vom 13.01.23).

"Die zehn Milliarden Euro für den neuen Rentenfonds können laut Finanzminister Lindner nur ein Anfang sein. Doch die SPD sperrt sich gegen weitere Ausgaben“.

Das ist für mich die reine Verantwortungslosigkeit dem Wähler gegenüber. Ein Anfang? - mit welchem Ende und wann?

Wenn so mit dem Wähler kommuniziert wird, ganz zu schweigen, dass damit meines Erachtens substanzlose Rettungserwartungen geweckt werden, bedenkt man die Eckdaten des Lindner-Modells, dann dürfen wir uns nicht wundern, dass das Vertrauen in die Politik und damit in die Demokratie gewaltig erodiert. Da ist doch Angst am Werk, Flucht in Scheinlösungen. Und was macht die Presse? Wo bleiben gut recherchierte Artikel die diese Aktion darstellen als das was sie ist - ein Tröpfchen auf einem heißen Stein.

Ja, nicht nur von der Klima-, Rüstungs-, Gesundheit,- auch von der Rentenfront werden enorme Summen gefordert. Bereitet uns die Politik darauf richtig vor? Oder kommt der ganz große Lastenausgleich, den niemand in den Mund nehmen will? Irgendwie soll es ja weitergehen, oder gibt es ein neues 1789.

Dr. Johannes Rauter 21.01.2023